Tansanische Verkaufsstrategien

Das Mädchen wollte uns nichts verkaufen. Es schien sie zu überraschen, dass wir uns überhaupt die Mühe machten, das Thema anzuschneiden. Ohne die Wangenknochen von den Fäusten zu heben, schüttelte sie langsam den Kopf und starrte weiter die Fliegen an der Wand an
Während des folgenden Gesprächs, das fast so anregend vor sich hin plätscherte wie Gummi aus einem baum, kristallisierte sich allmählich heruas, dass das Problem folgendermaßen war: Sie war nicht bereit, anderes als tansanischs Geld anzunehmen. Ohen zu fragen, wusste sie, dass wir keins hatten, weil schlicht und ergreifend nie jemand tansanisches Geld gehabt hatte.

Douglas Adams – Last Chance to See

Wir sind deine Freunde

Ich sitze an der Alster, das Wasser spiegelt die sanften Lichter. Ich weine, ich weiß nicht wohin. Ich will so viel, aber ich weiß nicht was. Irgendwas fehlt.

„Wir haben auf dich gewartet“, höre ich eine Stimme hinter mir sagen, „Wir wussten, dass du kommen würdest.“

Ich drehe mich um, vor mir steht eine Gestalt in einem schwarzen Anzug. Ich wische hastig die Tränen aus meinem Gesicht.

„Wer sind Sie?“, frage ich.

„Deine Freunde, Junge. Wir sind deine Freunde.“, antwortet er, „Wir machen dich zu dem, was du schon immer sein wolltest.“

Bevor ich mich fragen kann, was genau das ist, geht er mit langsam Schritten davon und gibt mir mit einem Handzeichen zu verstehen, dass ich ihm folgen soll. Ich traue mich nicht zu fragen. Mit einem gemächlichen, aber gezielten Schritt geht er auf eine Metalltür abseits der Alster zu. An der Tür steht ein Schild:

„Hochspannung – Vorsicht! – Lebensgefahr“

„Auf ‚Betreten verboten‘-Schilder hört keiner“, meint er zu mir ohne sich umzudrehen. In dem Raum, den wir gerade betreten haben, besteht alles aus Metall – selbst die Wände. Er führt mich zu einem stählernden Tisch, auf dem mehrere Waffen liegen: Pistolen, Gewehre, Handgranaten. Allesamt in schwarzer Farbe.

„Das ist es, was du gesucht hast, oder?“, fragt er mich ohne eine Antwort abzuwarten: „Die da sind für dich.“

Ich hatte noch nie eine Waffe in der Hand und kann nicht einmal einer Fliege etwas zur Leide tun: „Ich glaube sie verwechseln mich, ich bin nur ein unbedeutender Junge.“

„Das glaubst du. Aber hast du dich nie gefragt, ob mehr in dir steckt? Ob die Welt nicht mehr für dich zu bieten hat? Ob nich auch die eine Berufung hast?“

„Schon“, antworte ich zögerlich.

„Siehst du. Auf diesem Tisch liegt die Antwort. Du bist dazu bestimmt Macht zu haben. Deine Eltern, deine Schule haben versucht dir weiß zu machen, du seist unbedeutend, aber du bist ein Siegertyp. Ich kann das sehen.“

„Meinst du wirklich?“

Heiß und Kalt

Du änderst deine Meinung wie ein Mädchen seine Kleidung wechselt
Ja, du hast PMS wie eine Zicke, die ich kenne

Und du überdenkst ständig alles
Sprichst immer im Rätseln
Ich sollte wissen, dass du nicht gut für mich bist

Denn du bist heiß, dann bist du kalt
Du bist ja, dann bist du nein
Du bist in, dann bist du out
Du bist oben, dann bist du unten

Du bist falsch, wenn es richtig ist
Es ist schwarz und es ist weiß
Wir streiten, wir trennen uns
Wir küssen, wir machen rum

Du! Du möchtest nicht wirklich bleiben, nein!
Aber du möchtest auch nicht wirklich gehen.

Denn du bist heiß, dann bist du kalt
Du bist ja, dann bist du nein
Du bist in, dann bist du out
Du bist oben, dann bist du unten

Früher waren wir wir Zwillinge, so harmonisch
Die gleiche Energie, nun ist die Batterie leer

Früher lachten wir über nichts, nun bist du einfach langweilig
Ich hätte wissen sollen, dass du dich nicht änderst.

[…]

Jemand hole bitte den Doktor
Habe einen Fall von bipolarer Liebe
Wir sitzen in der Achterbahn, können nicht raus

Du änderst deine Meinung, wie ein Mädchen Kleider wechselt.

[…]

Katy Perry – Hot N Cold

So ist das mit dem Aids.

Kommentar von quadraturacirculi am 18. März 2009 in dessen Blog:

Wenn Du Dir die AIDS-Statistiken in Afrika ansiehst (West-Süd-Gefälle), dann wird Dir einiges auffallen.

Fakt ist, dass der Virus hauptsächlich durch GV übertragen wird. Dies ist unstrittig. […]

Die weitere rasche Verbreitung hat seine Ursache in Polygamie und Gewalt gegen über [sic] Frauen (siehe die Bürgerkriegszonen)

Polygamie und Gewalt gegenüber Frauen? Das fand ich interessant und suchte mir gleich einige Karten. Zunächst eine des bekannten Nord-Süd-Gefälles. Auf der Karte, welche in der Wikipedia veröffentlicht wurde, fallen einem die dunkelroten Staaten im südlichen Afrika auf: Botsuana, Lesotho, Namibia, Sambia, Simbabwe, Swasiland und natürlich Südafrika. Als nächstes zog ich eine Karte zur legalen Polygamie zum Vergleich an. Sie war nicht sehr überraschend, aber im Zusammenhang mit oberer Aussage doch interessant. Bis auf Sambia gibt es in keinem dieser Staaten, in denen die HIV-Rate über 15% liegt, eine legale Polygamie. Bei Swasiland wird dies wohl einige wundern, aber nun gut.

Als nächstes interessierte mich der Zusammenhang mit den dortigen Religionen. Auch wenn dieses in der Aussage von quadraturacirculi nicht vorkommt, so schwing es doch in einigen anderen Kommentaren in meinen Augen mit. Und auch hier hatte Wikipedia eine Karte für mich. Hier sieht man, dass in den entsprechenden genannten Staaten meist das Christentum herrscht – überwiegend Protestantismus übrigens. Dies ist nach der Kolonisationsgeschichte Afrikas nicht verwunderlich. In den katholischen Staaten sieht es relativ zum Südlichen Afrika besser aus. Im Vergleich zu den islamischen Staaten jedoch, scheint die Sekte um Papst Benedikt nicht besser abzuschneiden.

Bei „Gewalt an Frauen“ bekomme ich als Pseudo-Jean-Christophe Victor allerdings Probleme. Karte über Sexuellen Missbrauch. Karte über häusliche Gewalt. Karte über Gewalt an Frauen. Ich finde nichts. Also greife ich erstmal zur Konkurenz: „Video Mit offenen Karten AIDS“ gebe ich bei einer großen Suchmaschine ein und werde fündig.

Auch wenn im ersten Video betont wird, dass Prostutution und Drogenkonsum die Ausbreitung von HIV begünstigen, so wird im dritten Teil noch mehr auf die Lage in Südafrika bzw. im Südlichen Afrika eingegangen. Hier spielt der Drogenkonsum eine kleinere Rolle, in der Tat ist hier die Gewalt an Frauen und auch deren Unwissen über AIDS entscheidend. Sie werden also unfreiwillig Opfer der Epidemie – da helfen bei ersterem weder Enthaltsamkeit noch Kondome.

Gewalt an Frauen ist also ein ernstzunehmender Faktor. Doch können dort Werteprediger wie die katholische Kirche abhelfen? Wenn sie Perspektiven geben können: ja. Nur was bringt es, wenn diese Perspektiven gleichzeitig die Nutzung von Kondomen verbieten? AIDS macht doch nicht bei der Monogamie und Treue es einzelnden Halt.

Nun möchte ich noch auf die „Bürgerkriegszonen“ eingehen. In offenen Karten wurde schon angemerkt, dass in Sambia, Simbabwe, Lesotho, Swasiland und Botswana seit längerem kein Bürgerkrieg herrscht. Trotzdem gibt es dort viele Waisenkinder, was auf die AIDS-Pandemie zurückzuführen ist. Es scheint also keinen Zusammenhang zu geben. Zur Hilfe noch einmal eine Karte zu den bewaffneten Konflikten 2006.

Im dem Artikel, dessen Kommentar ich kommentiere, geht es übrigens mal wieder um den Kopftuchstreit. Meiner Meinung nach sollte sich die Heterogenität der Gesellschaft auch in der Lehrerschaft abbilden, um Vorurteile gegenüber Bevölkerungsschichten entgegenzuwirken. Ich bin also gegen ein Kopftuchverbot. Aber das nur nebenbei.

Ein normaler Abend im Leben des Herrn D.

Herr D. kommt von der Arbeit.  Er ist ausgebildetet Bürokaufmann. Wie er zu diesem Beruf kam weiß er nicht mehr so genau. Er hatte sich nach dem Zivildienst blind nach den Vorschlägen seiner Eltern und Freunde beworben und wurde dann von einer Firma genommen, bei der er nun seit 7 Jahren arbeitet. Sein Vater ist vor 2 Jahren gestorben, woraufhin seine Mutter in ein Heim kam, Depressionen verfiel und nun sehnsüchtig auf ihr Ende wartet. Besucht hat er sie seit Monaten nicht mehr. Kaum einen seiner Freunde von damals kennt er noch, von vielen hat er ihre Namen vergessen. Mit vielen dieser Namenlosen hatte er das Gelübte abgelegt sich regelmäßig zu treffen oder zu schreiben. Irgendwann meldete man sich dann nicht mehr. Vielleicht war man gerade mit etwas anderem beschäftigt oder man dachte einfach nicht mehr daran. Man wollte sich ja melden, aber irgendwann hatte man sich nichts zu sagen, nichts zu berichten. Es passierte ja nichts. Die gemeinsame Grundlage des Schulalltags brach weg und mit ihr auch schnell das, was man Freundschaft nannte. Man meinte erwachsen geworden zu sein. Nur mit zwei Schulfreunden traf Herr D. sich noch ab und zu in einer Kneipe um die Ecke. Auch sie hatten die Ratschläge ihrer ehemaligen Freunde befolgt.

Herr D. fühlt sich erschöpft und müde vom Arbeitstag. Trotzdem ist er unruhig, er kann weder sitzen noch liegen. So geht es ihm oft nach der Arbeit. Joggen würde ihm helfen, aber dazu ist er zu faul, außerdem ist es arschkalt draußen. Er geht in die Küche, öffnet den Kühlschrank und trinkt zwei Schlücke viertagealte Vollmilch. Der Tetrapak ist fast leer, er stellt ihn zurück in den Kühlschrank und nimmt eine Packung Butter.

Mit geschmierten Butterbroten setzt er sich vor den Fernseher, zappt durch ARD – ZDF – RTL – Pro Sieben – Sat.1. Schließlich bleibt er bei einer Reality-Show hängen. Irgendwie wollen die Eltern eines pubertierenden Jungen diesen von seiner untreuen Freundin trennen und mit jemand anderem verkuppeln. Es ist auf englisch, nur Untertitel sind eingeblendet. Herr D. liest die Untertitel nicht, folgt nur dem Rausch der Bilder und nickt schließlich im Sessel ein.

So oder so ähnlich verläuft fast jeder Wochentag in seinem Leben. Ich werde rasend vor Wut und breche die Wohnungstür mit einem kräftigen Tritt auf. Sie kracht lautstark gegen die Wand, Herr D. zuckt im Schlaf. Dieser Bastard! Mit einem Baseballschläger zertrümmer ich zornig die Schränke in seinem kleinen Flur. Ich reiße die Wohnzimmertür auf und ramme dem mittlerweile halbwachen Herrn D. den Holzschläger in die Magengrube. Lautes Stöhnen, er fällt mit dem Sessel nach hinten über. „Was – was – was“, stammelt und keucht er. Was ich will?! Ich greife den Schläger am vorderen Ende und stemme den Griff in seine Leiste. Er krampft sich embryonal zusammen vor Schmerzen. „Ich hab nichts, was sich lohnen könnte“, versucht er zu schreien. „Im Schlafzimmer ist etwas Geld, nehmen sie alles!“ Aber mich interessiert sein verdammtes Geld nicht. Ich schlage auf seine müde Fresse, immer und immer wieder. Bis es leicht blau-grün und schließlich violett ist. Ich halte inne. Blut fließt aus seiner Nase, er verwischt es mit seinem Hemdärmel, sein ganzes Gesicht ist nun blutverschmiert. Ich lege den Schläger um seinen Hals und zerre ihn hoch, er bekommt keine Luft mehr und krächzt und würgt. Er soll sich auf seine verdammten Beine stellen! Ich lockere den Griff leicht und Herr D. übergibt sich. Er kotzt eine Mischung aus Blut und leicht verdautem Butterbrot auf den grauen Teppich. Ich zerre ihn durch den Flur aus der Wohnung. Wir stehen im dunklen Treppenhaus. „Was wollen sie von mir? Ich bin nur ein ganz normaler Mann“, flüstert er keuchend in Panik.  Ich schmeiße ihn die Treppen runter. Seine Knochen knacken, aber er hat keine Kraft mehr zu schreien. Ich ziehe ihn nach draußen. „Stell dich hin!“, schreie ich ihn an. Er versucht zu stehen, bricht zusammen, doch seine Angst richtet ihn wieder auf. Ich ziehe meine Schusswaffe aus dem hinteren Hosenbund und streichel ihm damit über das verstümmelte Gesicht. „Lauf“, sage ich leise, aber bestimmt. Ich gebe dir zehn Sekunden.

„Zehn“ – er schaut verdutzt – „Neun“ – seine Augen werden groß, er schaut sich um – „Acht“ – er dreht sich um und beginnt zu laufen – „Sieben“ – was der laufen kann, geht doch! – „Sechs“ – er schaut sich immer wieder verstört zu mir um – „Fünf“ – er stolpert, dieser verdammte Wichser, was achtet der nicht auf den Weg?! – „Vier“ – er rappelt sich auf und läuft in den Park – „Drei“ – Ich höre nur noch sein lautes erregtes Stöhnen, Japsen und Hecheln – „Zwei“ – Das Knirschen des Schnees verstummt langsam – „Eins“ – Er ist weg – „Null“. Es ist kalt.

Ich drehe mich um und gehe zurück ins Treppenhaus, die Treppe hoch und betrete die Wohnung. Die Tür muss repariert werden. Ich räume ein wenig auf und setze mich dann erschöpft vor den Fernseher, schaue noch ein paar Musikvideos und schlafe ein.

Geschützt: Mögen

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Das Spiegelzimmer

In einem Raum, in dem die Wände voller Spiegel waren, verirrte sich ein Hund. Sobald er all die anderen Hunde in den Spiegeln erblickte, fletschte er die Zähne und knurrte, und so sah er sich auf einmal von vielen Hunden umringt, die drohend die Zähne fletschten und ihn anknurrten. Da blieb ihm nichts anderes übrig als zu fliehen.

Nach ihm kam ein anderer Hund ind das Spiegelzimmer, erblickte die vielen Hunde und wedelte. Und die Hunde wedelten freundlich zurück.

Indisches Märchen, zitiert nach dem Buch Meditation für Neugierige und Ungeduldige.

Friedrich Nietzsche: Götzendämmerung, Sprüche und Pfeile, 8

Aus der Kriegsschule des Lebens. — Was mich nicht umbringt, macht mich stärker.

Widersinnig, Nietzsche, widersinnig. Aber, wenn du meinst. Vielleicht hast du recht, ich glaub‘ nicht dran. Aber ich bin mit dem Messer in der Brust. Kann ich jetzt sagen, ob es mich stärker machen wird? Natürlich nicht. Vor allem nicht, weil ich zustach. Aber bleiben nicht Narben? Ich glaube nicht, dass ich davon bessere Bauchmuskeln bekomme, ganz und gar nicht. Menschen, die fast zu Tode gefoltert wurden, dem Grab nur knapp entkamen, ich habe noch nie gehört, dass so jemand stärker wurde. Er muss vielleicht stark gewesen sein, um solchen Qualen standzuhalten. Natürlich Auslese nennt es Darwin. Aber stärker wurde er gewiss nicht, oder? Hört man nicht eher von Langzeitfolgen, psychisch und physisch. Menschen können nicht mehr schlafen oder nicht mehr gehen. Ersteres das schlimmere Übel wie mir scheint. Doch was zur &%$§$%?$?%$ intressiert mich Nietzsche?! Baaaah, warum? Soll er doch daran glauben, vielleicht hat er es nicht getan. Menschen scheinen sich an diesem Satz hochziehen zu können, auch wenn er absurd und krank ist. Nietzsche war okay, glaub‘ ich. Aber was interessiert mich dieser Satz, wenn ich ihn eh nicht glaube? Manche, die so einen Satz sagen, halten sich für Optimisten. Sie sieht in allem das Gute. Sogar im Schlechten. Gut den Tod lassen sie außen vor. An den denkt man besser nicht, keine Ahnung. An dem lässt sich nichts gutes finden, deswegen ist er egal. Aber für den ganzen Rest findet man mit so einem Satz eine super Funktion. Jedes schlechte Ereignis in diese Funktion eingegeben gibt ein positives Ergebnis. Man wird immer stärker. Gut der Tod ist eine Nullstelle, who care’s. Ansonsten funktioniert der Satz prima. Könnte glatt in die Formelsammlung der Optimisten. Aber was rede ich für einen Quark. Ich ärger mich doch nur, dass mich eigentlich nichts töten will. Im Gegenteil. Hm, gut. Ein Marienkäfer bringt mich nicht um. Deswegen macht er mich stärker? Irgendwie muss Nietzsche daran ncoh pfeilen. Dieser Satz will ja gerade, dass man einen fast umbringt. Je näher am Tod, desto besser, desto stärker. Abhärtung ist das Stichwort. Man, man. Interessiert doch kein Schwein. Soll ich jetzt jeden Optimisten Argumente gegen diesen Satz gegen den Kopf schmeißen und rufen: Ätschibätsch? Ist doch Quatsch.  Nicht alle brauchen diesen Satz. Die schwachen Optimisten eher. Die Verletzten vielleicht. Und die sollen sich daran aufbauen, ist doch gut, ist doch nichts schlechtes dabei. Jeder soll leben können wie er will! Genauso wie er will, niemand soll ihm da rein quatschen. Wenn er glücklich ist, dann lasst ihn doch, verdammt. Lasst ihm sein Glück. Life, liberty and the pursuit of happiness. Recht auf Leben, Glück und den Streben nach Glück. Die US-amerikanische Unabhängigkeitserklärung. Wow. Streben nach Glück. Jedermannrecht. Ja! Und das beinhaltet auch, dass man das Recht haben sollte sein verdammtes Glück zu behalten. Sonst wäre das echt eine verdammte Scheißklausel. „Kritik=Terror?!“ schreibt eine Freundin unter „Ich mag nicht“ in ihrem Profil. Ja kann es sein, ja kann es. Ich gebe zu wer glücklich ist sollte auch mit Kritik umgehen können. Sollte nicht aus dem Gleichgewicht gebracht werden können.  Aber wenn Kritik aus Neid entstammt, immer wieder, immer wieder. Doch den eigenen Neid nicht erkennend, den anderen nieder machen wollend. So haben sie verdammt nochmal Medea getötet. Das macht Christa Wolf klar. Wo Nietzsche einen hinführen kann.. hin zur Medea. Dabei hat er doch nur einen blöden Postkartenspruch geschrieben, der das Leben mit Krieg vergleicht. Ich überlass jedem, was er damit anfängt und wenn es einem hilft. Ich finde den Spruch ziemlich dumm.

Wolfs Medea

[Prolog:]
So viel verletzende Wahrheit
So wenige Hände vor den Mündern
So eingehend wahr, was nicht wahr sein darf.

Zum einen wäre ich ein Korinther.
Das ist schwer
Aber nicht zu schwer
Es ist wie, wenn ich sage
Ich wäre Woyzeck
Man ist es ja nicht
Und doch ist es irgendwie wahr
Auch wenn ich mich hinter dem Konjunktiv verstecke

Doch Woyzeck ist ein Experiment und ein Symbol –
Medea ist Wahrheit

Mit dem Schweigen der Masse
Mit der Blindheit der Masse
Kann man sich leicht verstecken
Hinter Gruppenzwang
Und allgemeinem Gerede

Doch wenn ich dann
Gar mit Jason mitfühle
Ihn verstehe
Merke wie sehr ich er bin
Ohne wie er zu handeln
Aber da ist ein Jason in mir.

Die Zeiten ändern sich
Das Verhalten und Denken auch
Doch von Generation zu Generation schleicht sich ein Jason
Den ich in mir sehe
In den Worten Medeas

Ich verachte Jason
Und
Ich finde ihn in mir
Ich lege das Buch zur Seite:
Selbstverachtung verletzt

Es war so deutlich.

Nicht so deutlich war Agameda
Sie schien zu stark, zu gemein
Als dass sie Ich sein könnte
Doch auch sie sah ich
In mir

Das endlose lächzen nach Liebe
Das Beschuldigen und Verletzen anderer
Absurd, absurd.

Christa Wolf macht mir Angst
Viel mehr als Büchner
Der nur theoretische Konstrukte spinnen schien
Während Christa Wolf
Bleiernde Wahrheit schrieb
Die kaum jemand lesen will
Nein

Ich hoffe ich kann von ihr lernen
Denn es sollte einen Platz geben für Medeen

Einen Platz zu leben
Für alle
Medea zu sein

Kurz vor dem Schlafen

Kurz vorm Schlafen
Bin ich unruhig
Ich will ein Versprechen einhalten
Das ich nicht einmal ausgesprochen habe
Aber mir selber geben will
Ich könnte versagen, klar
Aber wer nicht kämpft, verliert
Das Glück scheint betrogen
Nur gespielt
Denn der Wunsch ist so groß
Dass er zum Zwang werden könnte
Oder ist er das schon?
Normalität erreicht man nicht an einem Tag
Normalität ist die Summe der Tage
Geteilt durch die Anzahl der Tage
Doch wenn ich jetzt schlafe
Und zuversichtlich bin
Zu lieben und zu leben
Dann habe ich gute Chancen

Gute Chancen
Gute Chancen

Es erscheint mit alles versaut
Wirkt mein Lächeln nicht immer falsch?
Wenn ich so lange nicht mehr gelächelt habe…
Wird man dem vertrauen?
Wird sie es?

Vielleicht nicht…
Und wenn schon!
Das Lächeln ist erstmal für mich
Erst später jemand anderes
Aber als erstes für mich

Morgen soll ein Tag werden für mich.

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